Freitag, 15. Mai 2009

Kräht der Hahn hoch auf dem Mist...

... handelt es sich in Österreich leider nicht immer um eine scherzhafte Bauernregel, wie es scheint.

Wenn man den Mist nämlich mit der Wissenschaftspolitik gleichsetzt, heißt der Hahn mit Vornamen Johannes, gehört der ÖVP an und hat sich seines Zeichens als absolut adäquater Nachfolger für Elisabeth Gehrer entpuppt.

Konkret geht es hier um den von Hahn propagierten Ausstieg Österreichs aus dem CERN-Projekt. Dass Hahn sich offenbar nicht bewusst ist, welches Signal ein solches Vorgehen in der wissenschaftlichen Welt setzt, ist dabei nur die Spitze eines Eisbergs.

Ich selbst durfte rund ums Thema IT-Offensive 2020 darüber berichten, dass der Fachverband Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich erst kürzlich betont hat, wie wichtig die Förderung der heimischen Spitzenforschung ist. (Manchmal hat es fast den Eindruck, dass es von Vorteil wäre, wenn VP-nahe Organisationen mehr Einfluss auf die Politik hätten... oder zumindest auf VP-Politiker.)

Und Sputzenforschung ist hier das Schlüsselwort. Obgleich der UBIT natürlich dem Bereich der IT näher steht als der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung, scheint man sich dort sehr wohl bewusst, dass Spitze nicht nur das ist, was unmittelbar sichtbaren Wert hat, sondern eben auch das, was Grundlagen für wissenschaftliches Verständnis und weitere Forschung schafft. Und ebenso weiß man beim UBIT, so der Eindruck von der Presseveranstaltung, dass es letztendlich auch in der Forschung um Prestige geht - etwa das Prestige eines Standortes. Warum sonst sollte man Einrichtungen wie die ETH Zürich und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) als Vorbilder nennen? (Und ja, auch das MIT beschäftigt hochtheoretische Physiker, die nur schwerlich all zu greifbare Ergebnisse aus Kosmologie oder Stringtheorie liefern dürften.)

Diese Einsichten sind wohl bis zum Wissenschaftsminister Hahn nicht durchgedrungen, sonst würde er nicht von der Umverteilung von Geldern zu anderen Projekten sprechen. CERN ist ein Prestige-Projekt und mit dem LHC wird man auf die Jagd nach fundamentalsten Erkenntnissen über die Natur des Universums - des Seins an sich - gehen. Welch anderes Projekt soll ähnliches Prestige tragen können?

Meine Vermutung wäre ja, dass Johannes Hahn - seines Zeichens übrigens Doktor der Philosophie und nicht ganz unumstritten - Gelder in unmittelbar greifbarere Projekte verschieben will. Beispielsweise in den Bereich der sehr praxisorientierten und gerade in Zeiten der Finanzkrise doch sicherlich über jeden Zweifel erhabenen Wirtschaftswissenschaften...

Übrigens, nur so als Beispiel, dass auch ein Grundlagenforschungszentrum wie CERN zu greifbaren Resultaten führen kann: Willkommen auf meinem Blog. Willkommen im World Wide Web.