Freitag, 17. Juli 2009

Werbung und Religionsfreiheit für Atheisten - und Agnostiker

Was hat der Österreichische Werberat mit Religionsfreiheit zu tun? Offensichtlich erschreckend wenig, wenn es um atheistische Werbekampagnen geht, wie man sich etwa diese Beitrag auf DiePresse.com ansehen kann [seltsamer Link, wird also wahrscheinlich nur zeitlich begrenzt stimmen].

Nur mit sehr knapper Mehrheit entschied der Rat, "dass auch für den Atheismus das Prinzip der Religionsfreiheit gilt“

So ähnlich liest sich das auch bei derStandard.at und in der Wiener Zeitung. Mit knapper Mehrheit also? Da möchte man doch Mäuschen sein und hören, mit welchen Argumenten die knappe Minderheit sich dagegen ausgesprochen hat. Sonderlich logisch stichhaltig können sie jedenfalls nicht gewesen sein - das Atheismus keine Tempel kennt, dürft vornehmlich daran liegen, dass diese Form des Glaubens nun mal nichts hat, was man dort anbeten würde. (Womit übrigens quasi bewiesen wäre, dass Atheismus nicht gleich Kapitalismus ist - Börsen als Anbetungsstellen von Dollar, Euro, Pfund und anderen minderen Götzen gibt es.)

Besonders abendlandtreu gibt sich jedenfalls angesichts von Plakatsprüchen wie "Es gibt keinen Gott" das U-Bahn-Blättchen Heute in seinem Bericht(?).

„Ich sehe das als brutale Grenzüberschreitung. Sollen sich doch diese Atheisten trauen, mit ,Allah-ist-tot‘-Riesenplakaten durch Bagdad oder Teheran zu fahren“, rät einer der vielen Protest-Anrufer in der „Heute“-Redaktion

Das ist wahrlich eine Meinung, die auch abgedruckt (17. Juli 2009) werden musste! Ein Schelm, der dabei denkt, dass es wirklich schade ist, dass sich der christliche Fundamentalismus in Mitteleuropa nicht mehr in diesem Ausmaß halten konnte, es seinen Verfechtern (wie dem obig zitierten) aber sicherlich frei steht, eine Green Card zu beantragen, um dann in den USA glücklich und zufrieden unter jenen wahren Gläubigen zu leben, die sogar das Lehren der Evolutionstheorie aus öffentlichen Bildungseinrichtungen verbannen wollen.

So, und jetzt zu einem der Instigatoren der Plakatkampagne, ein Verein, der sich kecker weise AtheistInnen und AgnostikerInnen für ein säkulares Österreich (AG-ATHE) nennt.

Es kommt dan AG-ATHE, wie es kommen muss. Ich erinnere mich an einen Bedarf, den ich vor über einem Jahr nicht ganz ernst meinte: Den nach einer Church of Evangelical Agnosticism. Als deren in Ermangelung eines fetten PR-Budgets nach wie vor einziges Mitglied sehe ich mich zu folgendem Statement gezwungen:

Die eineindeutige Aussage "Es gibt keinen Gott" gibt ein rein atheistisch-fundamentalistischen Sinninhalt wieder, der in direktem Widerspruch zu einer tatsächlich agnostischen Überzeugung steht. Daher fordere ich den Verein AG-ATHE dazu auf, sich entweder von der zu dezitiert atheistischen Kampagne zu distanzieren oder aber den Anspruch auf die Repräsentanz wahrer Agnostiker aus dem Vereinstitel zu streichen. Denn eine Unterstützung einer definitiv atheistischen Kampagne durch die AG-ATHE kommt einer weiteren Diskriminierung überzeugter Agnostiker gleich und widerspricht somit direkt den vorgeblichen Zielen des Vereins.

In eigener Sache möchte ich alle Leser bitten, diese Botschaft weiterzutragen - offensichtlich ist es wirklich Zeit, sich für die Ziele von Agnostikern einzusetzen.

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